Studienarbeit

[Hütsch]

Hallo! Ich bin Student an der TU in Hamburg und arbeite gerade an einer Studienarbeit. Sie beschäftigt sich mit dem Thema User Innovation im Segelsport und dabei Speziell mit der Frage wie sich die Klassen im Klassenverband durch das Zulassen bzw. Verbieten von "User Innovation" Positionieren. Da die Moth die wohle offenste Klasse ist, würde mich interessieren, was Ihr an der Klasse findet, warum Ihr euch für das Segeln in der Klasse entschieden habt und was euch an One Design stört! Es würde mich freuen wenn Ihr ein paar Sätze dazu schreiben könntet! Gerne auch direkt an l.huetsch@yahoo.de

[Burkh]

Als Antwort auf: [B]Studienarbeit[/B] von Hütsch am 05. Juni 2007 17:05:42: Hallo l., ich mach mal den Anfang: Ich segel seit 1981 Motte und bin schon seit ca. 1977 von der Klasse fixiert, damals war ich noch etwas zu jung für das Boot, Jahre, die mir immer fehlen werden, schnüff! Das boot, das ich damals fuhr (Racy), hat mit dem Boot, das ich heute habe (Mistress 3), ungefähr so viel zu tun, wie mein erstes Auto (FIAT 900E) mit meinem Wagen heute. Welcher One-Design-Segler kann Ähnliches von seinem Boot behaupten> Ich darf an dem boot frei denken, in allen anderen Klassen muss ich immer die Klassenregeln bei der Hand haben und schauen, ob ich mich durch eine Paragraphen durchmogeln kann. Was soll diese fortwährende Schere im Kopf> Ich kann eine Idee haben, sie umsetzen, sie ausprobieren und sie an anderen, die auch Ideen haben, messen. Dann kann ich sie verwerfen, oder weiter entwickeln. Es ist unglaublich befriedigend, seine eigenen Ideen derart umsetzen zu können. Dazu noch in so angenehmem Klima und so freundlicher Atmosphäre und so überschaubarem finanziellen Aufwand. Ich kann mir keine freundlichere und angenehmere Klasse vorstellen als die Motten. Meine besten Freunde habe ich hier gefunden, ich nenne jetzt keine Namen... Ich treffe nirgendwo sonst so viele auf einem Haufen, die mindestens genauso verrückt sind, wie ich. Im Zoo war ich länger nicht... Keine Klasse, in der die Segler auch nur annähernd so viel Enthusiasmus für ihr BOOT aufbringen und nicht nur für das Siegen. Keine, die so schnell beschleunigt, so wendig ist, so sensibel auf die kleinste Bewegung reagiert, und so unmittelbar alles, was ich mache zurückmeldet. Selbst Sufen soll dagegen träge sein, sagte man.(Ich hab nie gesurft) Ich lerne hier mehr ü+bers Segeln und bekomme ein feineres gespür für Wind und Welle, als in jeder anderen Klasse. Nirgends sonst kann ich mich so schnell und effizient erholen, wie hier. Sollten meine Gedanken doch einmal aus dem Boot wandern zur Arbeit oder zu irgendwelchen Problemen, bezahle ich das sofort mit einem Bad im See. Absolute Fokussierung auf die Gegenwart und intensive sportliche Betätigung gleichzeitig, wo bekommt man das sonst selbst für Geld und gute Worte geboten> Die effizienteste Form der Erholung,die ich mir vorstellen kann, optimal für Manager mit knappen Zeitbudget. Das Boot ist klein, leicht und flexibel, ich kann es überall mit hinnehmen, selbst relativ günstig im Flugzeug. (Mach das mal mit nem 49er...) Kann es allein ohne Mühe aufs Autodach laden und auch ins Wasser tragen. Ich kann es so bauen, dass das Material auch hält und zwar länger als eine Saison, weil mich keine unsinnigen Klassenregeln davon abhalten (kein Sandwich-Material im 420er, keine Mylarsegel in x Klassen, keine durchgelatteten Segel in noch mehr Klassen, es ist doch zum Speien, oder> Wer will da behaupten, One-Designs seien günstiger> In der Anschaffung vielleicht, im Unterhalt dann sicher nicht mehr, wenn ich jedes Jahr zwei neue Stell Segel brauche und jedes 2. Jahr ein neues Boot.) Mit dem Gefühl des Fliegens ist überhaupt nichts anderes auch nur im Ansatz vergleichbar, das ist ohne Übertreibung und buchstäblich eine neue Dimension im Segeln, nämlich die dritte. :-) Gruß Burkh PS: Was macht der Fragebogen, wird der noch was vor Torbole>

[Koos]

Als Antwort auf: [B]Studienarbeit[/B] von Hütsch am 05. Juni 2007 17:05:42: Ahoi, Interessante Fragen. Paar kurze antworte: Warum Ihr euch für das Segeln in der Klasse entschieden habt: - Vieles von Moth ist auf WWW zu sehen, kann mann vor anfang gut orientieren. - Es gibt eine Menge einfach Irre, und super creative Moths! - Moeglichkeiten selbst zu bauen. Am Anfang war ich fast froh als ich Material gebrochen habe (Basteln, jaaa). - Moeglichkeiten am Spitze der technik zu arbeiten. - Gipfelerfahrungen beim Seglen. - Tolle Gruppe Leute. und was euch an One Design stört! - Stoert mir nix, die mussen selbst wissen ob sie in Dumme, Schwere, Teuere Boote seglen mit ungemuetliche Leute. Ah, ups ;) Ohne scherz, eigentlich stoert mir eins: Es ist mein Boot, und mit mein Boot mach ich wass ich will. Wenn ich dass schneller, einfacher zu seglen, an mir angepasst, oder Billiger machen kann, dann mach ich dass. Fuer mich waere dass Dummheit dass nicht zu machen. Zum vergleich, ich Segle auch ein Hollandische Platboden, die ist eingetragen im "Stamboek" als "originalschiff" http://www.ouwetukker.nl/ Ich habe die letzte 10 jahre jedes Jahr etwas gemacht ums Boot schneller, und besser seglend zu machen. Vieles innerhalb die reglen, manches so rund die Grenzen [grunz]. Beispiel: alte "traditionelle" Blocke sind ersatzt mit Harken Carbo Airblocks (die genau beim Matt-schwarz unsere Bootsrumpf passen ;). So kann ich komfortabel bei windstarke 6+ seglen. War vorher peinliche sache und "unsafe" weil die traditionsblocke einfach nicht gut arbeiten. Wenn moglich hab ich stahldraht ersetzt mit dyneema: gibt weniger Blut am hande weil es kein Stahldrahthaken gibt. Gleich so beim Moth: Warum sollte mann solche sachen nicht andern> Gruss, Koos - NED 169 PS hab vorige Woche paar mal Laser gesegelt, hat eigentlich viel spass gemacht ;))

[Gurkh]

Als Antwort auf: [B]Re: Studienarbeit[/B] von Schweppsmaster am 05. Juni 2007 22:48:32: Amen :-)

[Burkh]

Als Antwort auf: [B]Re: Studienarbeit[/B] von Koos am 05. Juni 2007 23:01:18: Huhu, >PS hab vorige Woche paar mal Laser gesegelt, hat eigentlich viel spass gemacht UNBESTRITTEN! Ein Laser ist unübertroffen als Badeboot oder als Kühlschranktür. Nur zum Segeln ist er nicht wirklich geeignet. ;-) Grunz

[koos]

Als Antwort auf: [B]Qualitäten[/B] von Burkh am 06. Juni 2007 08:06:05: Mann kann auch gut Lanternen aus der Mast machen, ich dachte dass Alu war gefullt mit Sand! K >Huhu, >>PS hab vorige Woche paar mal Laser gesegelt, hat eigentlich viel spass gemacht >UNBESTRITTEN! >Ein Laser ist unübertroffen als Badeboot oder als Kühlschranktür. Nur zum Segeln ist er nicht wirklich geeignet. >;-) >Grunz

[Leon Hütsch]

Als Antwort auf: [B]Studienarbeit[/B] von Hütsch am 05. Juni 2007 17:05:42: Hallo Erst einmal vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten! Nachdem ich Eure Texte gelesen habe sind noch ein paar speziellere Fragen aufgetaucht. Wenn ich auf die unten gestellten Fragen noch Antworten bekommen könnte, wäre das famos! 1. Wie teuer ist eine Moth wenn man Sie segelfertig Kauft (natürlich nur ca. Preise) und wie teuer ist es eine Moth selber aus Halbzeugen zu bauen und wie lange dauert es. Hilft die Klassengemeinschaft beim Bootsbau> 2. Wie viel Zeig geht Monatlich für eine Moth und im Vergleich dazu für ein One Design drauf> 3. Wie sind die Spaß Faktoren wie Geschwindigkeit oder seglerischen Wettbewerbs mit den der stark standardisierten Klassen zu Vergleichen. (Burkh hat ja schon ganz klar dargestellt das es nichts Besseres gibt. Wird diese Euphorie auch von den anderen Seglern geteilt> Wenn ja fange ich auch mit dem Segeln an!) 4. Wie schwer ist es eine Moth zu segeln> Muss man vorher schon Erfarungen gesammelt habe, und Halbprofi sein, oder kann man eine Moth auch ohne Vorkenntnisse als Einstiegsboot nutzen> 5. Wie stark ist der Wettbewerb und der Drang einer Regatta zu gewinne innerhalb der Klassenvereinigung> (Ich habe früher mal Opti gesegelt und fand den Druck enorm) 6. Nach wie viel Jahren ist eine Moth und eine One Design im Durchschnitt veraltet um damit Regatten zu segeln oder Sie nicht mehr in die Klassenregeln passen> Ich danke im Voraus und freue mich auf zahlreiche Antworten! Liebe Grüße Leon Hütsch

[BUrkh]

Als Antwort auf: [B]Studienarbeit die Zweite[/B] von Leon Hütsch am 08. Juni 2007 17:58:06: Hai Leon, >1. Wie teuer ist eine Moth wenn man Sie segelfertig Kauft (natürlich nur ca. Preise) und wie teuer ist es eine Moth selber aus Halbzeugen zu bauen und wie lange dauert es. Hilft die Klassengemeinschaft beim Bootsbau> Das hat sich etwas verändert in den letzten drei Jahren. Ne Mistress3 kostet jetzt 10.000 GBP und jede Menge Überredungskraft, ein Bladerider 12.000 EUR, eine Prowler ca. 14.000 EUR bis sie bei dir zu Hause ist. Selbst gebaut ist heute so ne Sache. Mein vorletztes Boot war noch selbstgebaut (ne Frizz), Mast, Segel, Rahmenrohre hab ich fertig dazu gekauft. Die Qualität (Stärke zu Gewichtsverhältnis) war für nen Eigenbau gut, aber mit den professionellen Bauten nicht zu vergleichen. Wenn du einen Weg findest, um den Bau einer Negativform zu vermeiden, macht es bestimmt immer noch Spaß und Sinn, aber sonst... ne Form bauen und dann erst das Boot, dazu hatte ich noch nie genügend Energie. Aber es gibt immer noch etliche Selbstbau-Projekte (Ole, Adam/Doug, Stevo z.B.) die sehr interessant sind. Schau mal nach dem Flashheart Projekt von Adam und Doug! >2. Wie viel Zeig geht Monatlich für eine Moth und im Vergleich dazu für ein One Design drauf> Das hängt extrem vom Segler und seinen Ansprüchen ab, lässt sich m.E. nicht pauschal beantworten. In jedem Fall ist es so, dass wir von unserer gesamten "Zuwendungszeit" zum Mottesegeln, einen höheren Anteil auf das Boot verwenden und dadurch relativ weniger segeln als ein Kühlschranktürsegler. > 3.Wenn ja fange ich auch mit dem Segeln an! Dann fang schon mal an zu sparen. >4. Wie schwer ist es eine Moth zu segeln> Muss man vorher schon Erfarungen gesammelt habe, und Halbprofi sein, oder kann man eine Moth auch ohne Vorkenntnisse als Einstiegsboot nutzen> Es ist einfacher geworden durch die foils, zumindest die ersten 50 m zu schaffen. Ohne foils ist das Boot so rank, dass die meisten (auch erfahrenen) jollensegler es nicht schafften, das Boot aufzurichten und los zu segeln. Eine Motte gut zu segeln ist sauschwer und erfordert eine Menge körperliche Fitness. Ich kanns nicht. Mit dem Teil einigermaßen zurecht zu kommen geht auch für Normalsterbliche. Ein Anfängerboot ist die Motte aber auf keinen Fall, sie gehört (trotz foils) zu den anspruchsvollsten unter den Segelbooten. >5. Wie stark ist der Wettbewerb und der Drang einer Regatta zu gewinne innerhalb der Klassenvereinigung> (Ich habe früher mal Opti gesegelt und fand den Druck enorm) Mäßig. Wenn bei dir im Opti deine Eltern nicht dahinter gestanden hätten, hätte dein Ehrgeiz auf dem Wasser sicher auch anders ausgesehen. Gewinnen ist schön, aber nicht das Ziel des Engagements. >6. Nach wie viel Jahren ist eine Moth und eine One Design im Durchschnitt veraltet um damit Regatten zu segeln oder Sie nicht mehr in die Klassenregeln passen> Alle Motten seit 1928 passen noch in die Klassenregeln. In der Praxis taucht der Fall z.B. auf, wenn einer mit einer Europe mitsegeln will. Darf er. Auf bestimmten kleineren Seen mit sehr drehenden böigen Winden könnte er damit sogar noch eine Regatta gewinnen. Weltmeister am Gardasee kann er aber sicher nicht werden. Beim OD ist es von der Konstruktion abhängig, wie lange das Boot tauglich ist. Bei uns eher von der Entwicklung der Klasse und da sind die Sprünge schwer vorherzusagen. Wir hatten manche Jahre, da konnten auch 5 Jahre alte Boote die WM gewinnen. heute mit der stürmischen Entwicklung der Foils ist die Grenze vielleicht bei zwei jahre alten Booten. Gruß Burkh

[Leon Hütsch]

Als Antwort auf: [B]Re: Studienarbeit die Zweite[/B] von BUrkh am 11. Juni 2007 08:41:01: Hey Burkh Vielen Dank für Deine Antworten! Eine super Hifle! Ich muss schon sagen, ein sehr schönes und offenes Forum hier! LG Leon